• Home
  • /
  • Blog
  • /
  • Angewandte Selbsterforschung

Angewandte Selbsterforschung

written by Sabine | Gefühle

Januar 23, 2023

Du bist in der Mitte des Lebens angekommen, die Karriere läuft, der Baum ist gepflanzt, das Kind gezeugt und das Haus gebaut. Trotzdem fühlst Du diffuse Unzufriedenheit und fragst Dich öfter: Was fehlt? War es das jetzt? Was nun? Was ist eigentlich los?

Ich empfehle Dir: Mach Dich auf den Weg und lerne Dich selbst kennen. Öffne Dein Päckchen, das Du durchs Leben trägst und entdecke all Deine Wünsche, Ängste, Hoffnungen, alte Verletzungen und Gedanken. Finde raus, wer Du wirklich bist.

Die Reise zu Dir selbst wird der großartigste Trip Deines Lebens, versprochen!

Am Ende stehen Zufriedenheit, Glück und die persönliche Freiheit, denn Du wirst bei Deinen Entscheidungen nicht mehr durch deine verdrängten und unreflektierten Gefühle beeinflusst und fremdgesteuert.

Fremdsteuerung durch verdrängte und unreflektierte Gefühle kurz erklärt:

Du fährst engumschlungen mit Deinem stinkenden Nachbarn auf dem Rücksitz seines schnellen Rennmotorrads in den Urlaub in die Berge, obwohl Dein WAHRES ICH weder schnelle Motorräder mag, noch den stinkenden Nachbarn, noch die Berge.

Ok, vielleicht ist das etwas übertrieben, aber das Konzept stimmt. Wir machen als Erwachsene immer -ganz besonders in Liebe, Partnerschaft und Beruf- was uns aus der Kindheit vertraut ist, wie uns in unserer Kindheit Lieben und Leben gezeigt wurde. Als Kinder sind wir abhängig von unseren Eltern, und es ist überlebenswichtig, dass sie uns lieben und sich um uns kümmern. Wir tun alles, um geliebt zu werden. Als Erwachsene sind diese Gefühle und Erfahrungen aus unserer Kindheit in unserem Gefühlssystem und Körper weiterhin fest gespeichert. Wir können nicht einfach mit dem Kopf beschließen, dass wir anders handeln, denken und fühlen wollen. Das funktioniert nicht. Wir suchen immer wieder das, was uns vertraut ist und unser Überleben gesichert hat.

Werden wir als Kind geschlagen oder emotional missbraucht, nehmen wir das als völlig normal hin. Wir haben keine Vergleichsmöglichkeit und lernen, dass Schlagen Liebe sein muss. Schließlich sind unsere Eltern unser Role Modell, Ankerpunkt, Überlebenssicherer, Liebe-Geber. Reflektieren können wir noch nicht. Im Erwachsenenleben suchen wir uns unbewusst unsere Liebespartner nach unserer kindlichen Prägung aus. Auch unsere Karriere wird durch unsere Prägungen beeinflusst.

Zu unserem Beispiel: wahrscheinlich hast Du in Deiner Kindheit erlebt, dass Stinken ganz normal ist, ein Elternteil hat schnelle Motorräder geliebt und mit Deinen Eltern hast Du immer Urlaub in den Bergen gemacht.

Machst Du Dir nun Deine unreflektierten und verdrängten Gefühle bewusst, findest Du raus, was Dein WAHRES ICH tatsächlich möchte und wer Du bist. Du gewinnst schlagartig viel Zufriedenheit und Lebensenergie zurück, da du keine Kraft mehr benötigst, um das Leben von anderen zu leben. Du kannst Dich selbst leben.

Meiner Erfahrung nach wäre es in unserem Beispiel nicht ungewöhnlich, wenn Du herausfindest, dass Du eigentlich die Ostsee liebst, lieber den Bummelzug dorthin nimmst, niemals mit dem stinkenden Nachbarn, sondern nur mit Deiner/m wohlriechenden Liebsten verreisen möchtest.

Du wirst von Deinem Unbewussten fremdgesteuert.

 Durch Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsarbeit machst Du Unbewusstes bewusst und kannst plötzlich bewusste Entscheidungen treffen und in jedem Moment Deines Lebens für Dich selber sorgen.

Zu kompliziert, zu langwierig, keine Zeit? Du willst schnelle Ergebnisse?

 Du kannst ganz einfach damit anfangen.

Nutze die Arschengel in Deinem Leben für Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung. Arschengel sind Menschen, die Dich (immer wieder) wütend machen, die Deine roten Knöpfe drücken. Arschengel zeigen Dir Deine Themen.

Frage Dich bei Deinen größten Ärgernissen, was das Thema mit Dir zu tun hat.

Diskutiere es mit Deiner/m Liebsten, einer guten Freundin oder Freund. Frag diesen Menschen, was er/ sie darüber denkt. Habe Mut und öffne Dich.

Du wirst viel über Dich lernen.

 Nun praktische Beispiele von mir.

Das ist übrigens noch eine wertvolle Hilfe auf dem Weg der Selbsterkenntnis: Beispiele und Offenheit lassen Dich hinter die Fassade von anderen Menschen gucken und erkennen, wie normal Deine Sorgen und geheimen Gedanken sind.

1)   Du regst Dich über einen Kollegen auf, der großkotzig allen erzählt, was für ein toller Hecht er ist und was er alles kann, ohne dass er je etwas Überdurchschnittliches getan hat und auch nichts Besonderes kann und leistet?

Warum regt Dich das auf? Was hat das mit Dir zu tun?

 Meine persönliche Antwort: Ich erzähle nicht, was ich kann und gemacht habe. Für mich ist das Prahlerei. Ich denke, dass ich mich damit über andere stelle, was ich nicht will. Ich möchte, dass mein Umfeld durch mein Tun selber herausfindet, was ich leiste und sich eine eigene Meinung bildet.

Bewusstwerdung: sobald mir das bewusst ist, kann ich zum Beispiel entscheiden, dass ich auch mit persönlichem Marketing beginne. Oder ich kann mir den Stil des Kollegen anschauen und entscheiden, dass es nicht mein Stil ist, und ich mich nicht mehr darüber aufregen werde.

 2)   Du regst Dich über Deinen Manager auf, der seinen 25 Jahre alten „Managementstil by Angst machen“ weiterlebt, resistent gegen Selbstreflexion ist, jede Veränderung ablehnt und damit weiterhin erfolgreich in der Organisation ist.

Warum regt Dich das auf? Was hat das mit Dir zu tun?

Meine persönliche Antwort: ich reflektiere mich ständig selbst. Veränderung ist mein Leben und macht mir Spaß. Mein Führungsstil basiert darauf, den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, damit sie dazu lernen. Ich coache, und ich glaube daran, dass Lob Menschen beflügelt, nicht Angst, „Command and Control“.

Bewusstwerdung: Sobald mir das bewusst ist, kann ich mir einen neuen Job mit einem anderen Manager suchen. Oder eine andere Firma, in der ein für mich passenderer Führungsstil gelebt wird. Oder ich versuche selbst an die oberste Stelle der Organisation zu gelangen, um den Führungsstil mitgestalten zu können. Oder ich kann mich selbständig machen, um keinen Manager mehr zu haben.

3)   Du regst Dich über rücksichtslose, egoistische Autofahrer auf, über Porsche Cayenne Fahrerinnen, die ganz selbstverständlich direkt vor der Schule auf dem Bürgersteig parken, um ihr Kind abzuholen?

Warum regt Dich das auf? Was hat das mit Dir zu tun?

Meine persönliche Antwort: Ich nehme immer Rücksicht beim Autofahren. Wenn ich unter Zeitdruck Auto fahre, geht mein Blutdruck nach oben und ich werde aggressiv. Diese Aggressivität lebe ich nicht durch eine ICHFIRSTkosteeswaseswolle-Mentalität aus, sondern beherrsche mich. Das ist saumäßig anstrengend. Und genau das erwarte ich von allen anderen auch. Ich halte überdimensionierte SUVs in einer Stadt wie Berlin für völlig unangemessen. Sie gehören verboten.

Ich habe das Gefühl, dass manche Menschen, die dicke deutsche Autos fahren, glauben, dass sie schöner, toller und besser sind und immer Vorfahrt haben vor Menschen, die kleinere und preiswertere Autos fahren. Mich persönlich stößt es ab, wenn Menschen sich über Geld und Status definieren. Ich mag Understatement.

Bewusstwerdung: ich kann beschließen, nicht mehr Auto zu fahren oder mich nicht mehr über rücksichtslose Autofahrer aufzuregen (klappt nicht)

Ich kann beschließen, Menschen aufzuzeigen, dass das wahre Glück nicht in Statussymbolen, Abgrenzung und Egoismus liegt und ihnen Möglichkeiten zeigen, wie sie ihr wahres Glück finden können.

4)   Du wunderst Dich über die Menschen in Deinem Umfeld, die glauben, dass sie durch den Kauf von Haus, Boot, dickes deutsches Auto, dickes Einkommen, 60 Stundenwoche, steile Karriere und Senator Status bei Lufthansa glücklich werden. 

Warum wunderst Du Dich? Was hat das mit Dir zu tun?

Meine persönliche Antwort: ich hatte ein Haus, ein dickes deutsches Auto, eine Karriere, 40 Stundenwoche mit zwei Kindern, ein sechsstelliges Einkommen und den Senator Status bei Lufthansa. Nichts davon hat mich glücklich gemacht. Ich hatte ständig das Gefühl, dass mir etwas fehlt, ich weitersuchen muss, wonach war mir nicht klar. Das hat merkwürdige Auswüchse angenommen und ist im Burnout geendet. Ich habe dann angefangen, meine verdrängten und unreflektierten Gefühle anzuschauen, habe meine Kindheitsstrukturen aufgedeckt und mich Stück für Stück selbst entdeckt, mein WAHRES ICH ans Licht gebracht.

Heute habe ich kein Haus, kein dickes deutsches Auto, keinen Senator Status und keinen Job mit sechsstelligem Einkommen mehr.

Dafür weiß ich, wer ich bin und bin glücklich.

Wie bei jedem Menschen gilt auch bei mir: das sind meine Gefühle, Gedanken, Ansichten, die ich aufgrund meiner Herkunft und Lebenserfahrungen gebildet habe und die mich zu der machen, die ich heute bin. Nichts davon braucht Wertung. Es IST einfach da.

Ich freue mich über alle, die hier ihre Bewusstwerdungsgeschichten zum Besten geben.

Wir können alle voneinander lernen und uns bei persönlicher Entwicklung gegenseitig unterstützen.

*Dieser Text ist zuerst am 07.02.2020 bei LinkedIn erschienen.

  • Home
  • /
  • Blog
  • /
  • Angewandte Selbsterforschung

  • Stimmt! Bei mir hängen die ungebügelten Hemden einfach so herum. Mein Arschengel ist das Bügelbrett. Ich stelle es in meine Zielgerade (Arschengel als Meilensteine zur Reorganisation?)

    • Lieber Thomas,
      auf jeden Fall! Jeder Arschengel, der Dich nicht mehr aufregt, ist eine transformierte Emotion, die Dir inneren Frieden bringt.
      Du kannst Deine Arschengel priorisieren, zum Beispiel nach Heftigkeit der Schmerzen, die sie Dir beibringen. Den Arschengel, der die größten Schmerzen bei Dir verursacht, den erforschst Du zuerst und gehst durch den Schmerz durch. Wie wurdest Du konditioniert, warum musst Du Deine Hemden bügeln? Mama, Papa, Gesellschaft? Und was würdest Du lieber tun?
      Für das Bügelbrett und gebügelten Hemden sehe ich zwei Lösungen:
      1. Bügelzeiten fest terminieren, Hemden bügeln, fertig. Du nimmst es hin, dass Du so konditioniert wurdest.
      2. drüber stehen, dass Hemden zerknittert sind oder es sogar als neuesten Modetrend erklären. Du machst Dich frei von Deinen Konditionierungen.
      3. bügelfreie Hemden kaufen. Ein Problem mit Geld lösen. Geht manchmal, bei den großen Arschengeln meist nicht.
      🙂
      Herzlich, Sabine

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
    >
    WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner