Mein inneres Team und mein Ausstieg aus dem Hamsterrad bei Siemens

2018 war das Jahr, in dem ich nach elfmonatiger Krankschreibung wegen Burnout und Depressionen in die Firma zurückkehrte. Ich hatte gründlich über mich und mein Leben nachgedacht. Über meine Werte, den Sinn und meine Ziele im Leben. Die Depressionen hatten mich erstarren lassen und dann hatten sie mich in Bewegung gebracht. Nichts war mehr wie vorher. Ich hatte mich verändert. „Real Transformation is irreversible“, hat mal ein spiritueller Lehrer zu mir gesagt. Der, den ich auf der Suche nach Sinn und Liebe in Mexiko traf, als ich dort 10 Tage lang schwieg, während mir die Sonne auf den Kopf schien und auf den Pazifik. Ich machte eine Coaching-Ausbildung, lernte verschiedene Tools und Methoden. Das innere Team von Schulz von Thun wurde mein persönlicher Favorit. Das Modell machte es mir möglich, meine innere Zerrissenheit darstellen zu können. Ich konnte völlig gegenteilige Gefühle in mir visualisieren und in ihrer Gegensätzlichkeit stehen lassen. Das brachte mir berauschende Klarheit. In einer Übung ließ ich mein inneres Team zu folgender Fragestellung aufstellen:
 
Wie wäre es, wenn ich bei Siemens kündige und mich selbständig mache?
Es meldeten sich meine:
Sicherheit: „Bist du völlig wahnsinnig?“
Kreativität: „Neues in neuer Umgebung neu machen. Alles ist möglich!“
Herausforderung: „Das hast Du noch nicht gehabt.“
Unabhängigkeit: „Keiner kann mir mehr was sagen.“
Zufriedenheit: „Ich kann meinem eigenen Rhythmus folgen.“
Freiheit: „Yeah! Endlich frei!“
Bequemlichkeit (im Ist-Zustand bei Siemens): „Alles geregelt, Geld kommt, Puls flach.“
Während des Coachings bekam ich meine Sicherheit nicht in den Griff. Sie schrie und schimpfte mit mir, Sabine. Ich realisierte, dass nicht ich am Steuerrad meines Lebens sitze, sondern meine Sicherheit. Die Sicherheit dominierte alle meine anderen Anteile. Ich konnte das Thema nicht auflösen.
Da kam meine Ausbilderin in den Raum, nahm sich einen Zettel und schrieb darauf: der gute Plan. Diesen Zettel legte sie auf die Sicherheit, die daraufhin still wurde. Als ich gefragt wurde, wie ich das Projekt zeitlich einordne, sagte ich: „Frühjahr.“ Also Frühjahr 2019.
Ab Mai 2019 trat ich in Verhandlungen mit Siemens und unterschrieb im November 2019 meinen Aufhebungsvertrag.
Vor der Veränderung steht die Bewusstwerdung. Wer bin ich, was will ich, was kann ich. Das innere Team ist ideal dafür.
In meinem Buch: Kotze, Angst und Swinger-Club, eine wahre Geschichte über die Suche nach der Liebe habe ich einige Geschichten über mein inneres Team geschrieben. Denn meine Suche nach der Liebe war nichts anderes als das Sortieren von Kopf und Herz. Um Konditionierungen von wahren Gefühlen trennen zu können. Damit meine Konditionierungen mich nicht mehr davon abhalten können, mich selbst zu lieben.