Sie haben ein Buch veröffentlicht! Werden Sie jetzt reich?

Ich stehe mit dem Hund in meiner Straße und schaue ihr beim Pinkeln zu. Ich genieße den Morgen. Seit einer ganzen Weile inzwischen schon zu einer Zeit, zu der ich mir früher den Weg durch Berlins morgendlichen Chaos-Verkehr ins Büro bahnte.
Auf der anderen Straßenseite schiebt unser Hausmeister seinen Utensilien-Wagen entlang. Wir grüßen uns und winken uns zu. Vor ein paar Jahren hatte ich ihm erzählt, dass ich ausgestiegen bin aus dem Konzern. Dass ich mich habe auszahlen lassen und nun mein Leben genieße. Ich blicke auf den Hund. Sie ist inzwischen eine Mauer hochgesprungen und beschnüffelt den Rasen, der etwas oberhalb des Gehwegs wächst. Auf keinen Fall will ich, dass sie ihr Morgengeschäft dort ablegt. Denn dann muss ich mit der Tüte in der Hand auch die Mauer hochklettern, um den Haufen wegzuräumen. Ich hole also den Hund zu mir ran und vom Rasenplateau runter. Wir treten den Rückweg nach Hause an. Ich sehe, dass mich der Hausmeister anschaut. Er kommt auf mich zu. „Äh, Frau Schumann, ich habe da mal eine Frage.“ „Ja klar, fragen Sie“, antworte ich ihm. „Sind Sie eigentlich immer noch freigestellt?“ Ich mag Leute, die mich mutig fragen, wenn sie etwas wissen wollen.
Ich: „Nö. Ich bin selbständig inzwischen und ich habe gerade ein Buch geschrieben.“ Sein Blick wirkt ungläubig und erfreut, fragend. „Echt? Und jetzt werden Sie reich?“ Ich muss lächeln. Reichwerden, jedenfalls das klassische Reichwerden, ist das letzte, was mir einfällt, wenn ich an mein Buch denke. „Naja, also ich habe das im Selfpublishing geschrieben und reich? Wäre schön, wenn ich damit Geld verdiene. Aber erstmal war es eine Investition. Und zwar in mein Unternehmersein. Denn ich will ja nicht zurück zu Siemens und brauche irgendwas, womit ich mal wieder Geld verdiene.“ Er nickt lächelnd. Es ist dieses Lächeln und der Blick. Ich kenne den schon. So schauen mich alle an, die mich für geisteskrank halten, weil ich meinen 120K Euro Job freiwillig drangegeben habe, um glücklich zu werden.
Wir verabschieden uns und ich gehe mit Hund zurück in die Wohnung. Die passende Antwort auf die Frage des Hausmeisters fällt mir erst dort ein.
Ob ich reich werde? Ich bin reich. Viel reicher als ich es jemals war. Ich habe die Liebe gefunden! Ich mache ausschließlich, was sich gut anfühlt. Ich bin frei in meiner Zeit- und Lebensgestaltung. Und seit ich die Liebe enträtselt habe, bin ich innerlich frei. Es gibt nichts Besseres. Ich fühle mich nicht mehr schlecht, wenn ich Dinge nicht mache, die von mir erwartet werden. Ich führe nur noch bereichernde Gespräche, und ich erzähle Geschichten über die Liebe. Und wie ein jeder sie finden kann. Ich würde nicht für eine Million Jahreseinkommen zurücktauschen wollen. Ich würde es immer wieder ganz genauso machen, wie ich es gemacht habe. Als ich aus dem Hamsterrad ausstieg. Ich bereue nichts. Und wenn morgen mein letzter Tag wäre, könnte ich sagen: ich habe wirklich gelebt. Und nicht nur funktioniert.
Offen für Eure Fragen!